Dienstag, 21. Dezember 2010
Überwinterer
Von Frühjahr bis Spätsommer gehören die vielen über Bornheim kreisenden Störche sowie die neun besetzten Nester mittlerweile zum Erscheinungsbild des Dorfes. Im Winter wird es ruhiger und man trifft derzeit nur noch einen Überwinterer an.
Dieser Storch wurde 1996 in der Orangerie in Strasbourg (Frankreich) geboren und mit der Hand großgezogen. 1997 wurde er von einem Elsässer Storchenansiedler ausgewildert.
Im Jahre 2005 kam er vom Affenberg mit einer Verletzung am linken Flügel in die Storchenscheune Bornheim. Dort verliebte er sich in seine „Julia“, welche aufgrund einer schweren Eileiterentzündung auch Patientin in der Storchenscheune war.
„Julia“ wurde nach ihrer Genesung wieder freigelassen, kam aber schnurstracks zur Voliere, zu ihrem „Romeo“, zurück, wo sie durch das Gitter miteinander turtelten.
Als „Romeo“ auch wieder raus durfte, besetzten sie das Nest auf dem Trafo-Häuschen. Sie blieben aber bei ihren Bruten erfolglos. Offensichtlich hatte die Eileiterentzündung zur Unfruchtbarkeit geführt.
Julia starb dieses Jahr durch die Kollision mit einer Stromleitung.
Romeo wurde Vater eines Jungen, da er das Ganze mit einer neuen Frau versucht hatte.
Er bleibt also deshalb in der Nähe der Scheune, weil er durch die Handaufzucht die Nähe des Menschen akzeptiert. Seinen natürlichen Zugtrieb hat er verloren seit er einen Winter in Strasbourg zurückgehalten wurde. Des Weiteren ist er auch nicht zu 100 % flugfähig, aufgrund seiner damaligen Verletzung.
Im Storchenzentrum bekommen wir viele Anrufe und vorallem viele E-Mails aus dem In- und Ausland (USA, England, Australien usw.) von besorgten Leuten, die ihn über die Nestkameras sehen und Angst um ihn haben, dass er verhungern oder erfrieren könnte.
Doch dem ist nicht so! Die Kälte an sich macht den Störchen nichts aus. Wenn sie in Richtung Süden fliegen, befinden sie sich in Höhen, in denen es kälter ist, als bei uns „hier unten“ im Winter.
Des Weiteren findet er in der Regel noch genügend Nahrung, vor allem wenn die Bauern ihre Äcker umpflügen. Wenn Schnee und Eis die Landschaft bedecken, füttern wir von der Aktion PfalzStorch ihn, da er ansonsten verhungern würde, was auch damit zu tun hat, da er wie oben erwähnt nicht zu 100 % flugfähig ist.
Jeden Tag, wenn seine „Fütterer“ eintreffen, kommt er bereits angeflogen.
Wer gerne mal nach ihm schauen möchte und ein bisschen Glück hat, kann ihn über eine unserer Nestkameras auf unserer Homepage www.pfalzstorch.de betrachten. Meistens ist er auf dem Nest „Bornheim Sportplatz“ zu sehen.