Der letzte Beitrag hat zur Stellungsnahme einiger namhafter Strom - und Kollisionstod-Experten geführt.
Fazit: mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei diesem äußerst tragischen Weißstorch-Massenunfall NICHT um Stromtod, sondern um Kollisionstod! Ich hatte im letzten Blogbeitrag ja schon meine Zweifel an einem Stromtod geäußert (eindeutig handelt es sich hier um eine Hochspannungstrasse, bei der es aufgrund typischer Bauteilgröße bzw. dem Bauelementeabstand normalerweise zu keinen hohen Opferzahlen kommt...)
Wir werden versuchen, mit den lokalen Umweltschutzakteuren Kontakt aufzunehmen und unsere bislang sehr positven Erfahrungen mit der bundesweit einmaligen Umrüstung der 110.000 V Trasse in den Offenbacher Niederwiesen mitzuteilen!
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Dr. Haas (Leiter der NABU-BAG Stromtod und einer der Hauptautoren des neuen Referenzwerkes zum Thema Strom- und Kollisionstod von Vögeln) schreibt dazu in einer Mail (wir haben den Text leicht angepasst, um die richtigen Bildbezüge etc. in diesem Posting herzustellen):
"Zur (...) Deutung (dieses Bildes) in der vorherigen Nachricht:
Es ist eine typische „Regenrinnenverletzung“ (kommt von Fahrzeugkollisionen: der auffliegende Vogel schaffts nicht ganz, dem Vogel werden bei nach oben geschlagenen Flügeln die Läufe, manchmal auch weiter oben die Unterschenkel abgeschlagen). Dem abgebildeten Storch wurde beim etwas schrägen Landeanflug mit hängenden Beinen der linke Lauf in der Mitte durchgeschlagen, der äußere Teil hängt nur noch an einem Strang aus Sehnen und Gefäßen. Der rechte Lauf ist durch den Aufprall an der Vorderseite blutunterlaufen, aber nicht gebrochen (der Vogel war nach der Kollision nicht sofort tot, konnte den Absturz noch mit den Flügeln etwas abmildern). Es sind keine Verbrennungen. Ich bin mir in der Deutung sicher, häufig bekomme ich ähnlich verletzte Vögel zur Behandlung eingeliefert, nach Verkehrsunfällen und Leitungskollisionen.
Aus den gesamten Bildern aus Saudi-Arabien lese ich zunächst heraus:
Ø Die Störche sind Kollisionsopfer (keine Stromschlagfälle)
Ø Stärkere Winde haben keine Rolle gespielt (keine Spuren, wie sie schon bei leichten Sand- oder Staubstürmen in Wüstenregionen typisch sind), was freilich Sichtbehinderungen bei „staubgeschwängerter“ Luft nach Stürmen nicht ausschließt.
Ø Ich vermute einen Einflug eines großen Zugtrupps, der in die Nacht geraten ist und einen Übernachtungsplatz an einem Gewässer (bei Jeddah wohl am ehesten am Meeresstrand) angepeilt hat und dabei in den sehr ungünstig mit Leitungen bestückten Luftraum (breitflächig verteilte Leitungen in Mehrebenenanordnung) geraten ist. Bei dieser Konstellation sind aber auch andere Szenarien denkbar (z.B. Anpeilung von Landeplätzen auf den Quertraversen der Masten und Kollision beim frühen Landeanflug).
Zur weiteren Klärung wären zusätzliche Details sehr wünschenswert.
Ich bitte daher den Verteiler um Mitarbeit. Wer kann für den Verteiler die arabischen Texte übersetzen ? Sehr interessant wären weitere Daten zu Fundort, Fundzeit, Wetterdaten, evtl Beobachtungen (über)lebender Störche, genaue topografische Karte mit Einzeichnung der Unfall-Hochspannungsleitungen etc. In diesen Mastenfeldern wären auch Untersuchungen auf Kollisionsopfer allgemein für Schutzbemühungen wichtig, z.B. im Hinblick auf den Durchzug von Großgreifvögeln, vor allem auch an windreichen Zugtagen.
Weiteres zur Anflugproblematik und Lösungsvorschlägen s. unter www.birdsandpowerlines.org in Deutsch und Englisch. Auch im neuen Buch STROMTOD VON VÖGELN behandeln viele Artikel auch Kollisionsprobleme, hauptsächlich auf S. 278 – 299. Das Buch kann weiterhin über mich bezogen werden (am einfachsten E-Mail an dghaas@web.de ). Weitere Infos zum Buch unter www.birdsandpowerlines.org .
Mit besten Grüßen
Dr. Dieter Haas
Leiter der NABU-BAG Stromtod
Ende des Zitats
Es ist Grausam!!!Ohhh mein Gott!so viel leid!ich kann mich gar nicht beruhigen!
AntwortenLöschenHoffentlich wiederholt sich diese tragädie nicht wieder!
Danke Ihnen alle für die Berichte und für ihren Einsatz für die Störche!