Mittwoch, 25. April 2007

Frühjahrsbewässerung an der Queich (Teil 2)

"Auf unsrer Wiese gehet was, watet durch die Sümpfe.
Es hat ein schwarzweiß Röcklein an und trägt rote Strümpfe."


Ein altes Kinderlied. Störche, Wiesen und Wasser gehören irgendwie zusammen. Sümpfe gibt's an der Queich zwar nicht, "normale" Wiesen sind Wässerwiesen aber auch keine. Es sind wechselfeuchte Wiesen: mehrmals im Jahr bekommen sie während der Wässertage "nasse Füße", es gibt kurzzeitig eine leichte Überflutung, danach läßt man sie wieder abtrocknen.

Der mosaikartig bewässerte Bereich der Queichwiesen erstreckt sich über fast 9 Kilometer von West nach Ost. Der Reiz des Gebietes erschließt sich vor allem dem aufmerksamen und rücksichtsvollen Spaziergänger, der vom Weg aus das Leben auf den Wiesen und am Wegesrand beobachtet, ohne zu stören. Wer hier schnell mit dem Auto vorbeischauen will, um "mal Störche zu sehen", der wird wohl enttäuscht werden. Vielleicht ganz gut so, denn um Natur besser zu verstehen muß man sie mit Umsicht und Bedacht erleben. Die letzten, kostbaren Naturbereiche in unserer dicht besiedelten Landschaft verdienen es nicht, dass wir sie in Fastfood-Mentalität konsumieren...


Hier ein paar Bildimpressionen aus dem östlichen Abschnitt (Aufnahmen vom 24. April).


Bild oben: Bewässerungsgraben und zwei Wiesenschließen. Die Fläche rechts vom Graben wird gerade gewässert und prompt haben sich 8 Störche zur Nahrungssuche eingefunden! Gewässerte und (noch) nicht gewässerte Flächen kann man oft ganz leicht aus der Ferne auseinanderhalten: (noch) nicht gewässerte Flächen werden von den Störchen nahezu parzellenscharf "ignoriert", da das Angebot verfügbarer Nahrung dort wesentlich geringer ist. Die Aufnahmeentfernung beträgt ca. 200 Meter. Unvorsichtige Beobachter würden jetzt vielleicht versuchen, noch näher an die Störche heranzukommen und sie damit verscheuchen... :-(

UNSERE GROßE BITTE:

Beobachten ja, aber immer nur aus sicherer Entfernung, bitte niemals eine Störung der Störche riskieren!
==> INFO Das erfordert generelle Zurückhaltung und Respekt vor den Wildtieren!



Bild oben: drei Wiesenwehre kennzeichnen den Verlauf dieses Bewässerungsgrabens, die Störche sind ca. 200 Meter entfernt. Wenn man kein Fernglas mitnimmt, wird man oft nur wenig sehen können... Ganz falsch ist allerdings auch die Erwartungshaltung, immer und überall Störche sehen zu können!




Bild oben: dieser Masthorst ist bisher noch nicht belegt. Hier hat sich aber gerade ein interessierter Gast eingefunden, kurze Zeit später wollte ein zweiter Storch dazu, wurde aber abgewehrt. Unsere durch viele Ringablesungen dokumentierten Beobachtungen zeigen, dass sich neue Brutvögel oft schon im Vorjahr als Nahrungsgäste in den Wässerwiesen einfinden, bevor sie sich später in der Region niederlassen. Die Reaktivierung der Wiesenwässerung ist die herausragende und nachhaltig ökologischste Methode um neue Brutpaare zum Aufbau bzw. Stabilisierung der Pfälzer Weißstorchpopulation zu rekrutieren!


Oben: das Bild ist zwar unscharf, hat aber trotzdem einen gewissen Reiz ;-) Hier landet gerade ein Storch bei einer Futter suchenden Gruppe. Immer wieder faszinierend, daß die Störche schon bald nach Beginn einer Wässerung gezielt diese Wiesenabschnitte anfliegen! Neue Störche schweben ein, solche die genug Futter gesammelt haben fliegen wieder ab, dazwischen ihre eifrig pickenden Artgenossen. Übrigens werden die Wiesen nicht nach einem starren System z.B. von West nach Ost bewässert. Es kommt vor, daß eine Bewässerung um 18 Uhr "abgestellt" wird, aber gleichzeitig 8 km weiter westlich eine neue Bewässerung für 24 oder 48 Stunden startet. Die Störche müssen also erst jede aktuell bewässerte Fläche "entdecken", ein Lerneffekt ist wegen dem mosaikartigen Bewässerungsmuster wohl auszuschließen.

Hier nochmal unsere Tips bzw. unsere Bitten zur richtigen (störungsfreien!!) Weißstorchbeobachtung ==> INFO





Abschließend Bilder einer Exkursion des NABU Bellheim vom 24. April:

Bild oben: keine Wässerwiese ohne Be- und Entwässerungsgräben. Sie tragen erheblich zur ökologischen Vielfalt des Gebietes bei. Beispiel: alleine nur im Bereich der Bellheimer Sand- und Holzwiesen ist das aktive Grabensystem fast 8 Kilometer lang! Je nach Nutzungsintensität und Wasserführung sind naturnahe Gräben ein Lebensraum für viele seltene Arten. So wurde im Bereich der Queich-Wässerwiesen z.B. der stark gefährdete Schlammpeitzger nachgewiesen.



Bild oben: direkt neben dem Weg... ;-)


Bild oben: Bewässerungsgraben im Wald (Schließe defekt)


Bild oben: am Spiegelbach (Seitenarm der Queich)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen