Donnerstag, 28. Juni 2007

Große Wiederfundliste der Aktion PfalzStorch online

Hier der Link: Wiederfundliste (pdf-Dokument)

In enger Zusammenarbeit mit der Vogelwarte Radolfzell und seinem Leiter, Herrn Dr. Wolfgang Fiedler, stellen wir eine recht umfangreiche Wiederfundliste von Jungstörchen aus Rheinland-Pfalz als pdf-Dokument online. Um einen Mißbrauch der Daten zu vermeiden, stellen wir die eigentliche Ringnummer auf Wunsch der Vogelwarte nur in anonymisierter Form dar.

Wir danken der Vogelwarte Radolfzell ganz ausdrücklich für die ausgezeichnete Unterstützung!

Angaben auf der Wiederfundliste:

1. Beringungsort, z.B. "Bornheim [DECR, TK 6714]"; das Kürzel TK xxxx steht für die Meßtischblatt-Nummer, worauf der Beringungsort zu finden ist.
2. Jahr-Code, z.B. 2001-23; der sog. Jahr-Code in unserer Online-Liste besteht aus dem Jahr der Beringung (hier im Beispiel 2001), die nachfolgenden zwei Ziffern sind codierte Elememte aus der vollständigen Originalringnummer.
3. Fund- bzw. Ablesedatum, z.B. 7.9.2001
4. Ablese- bzw. Fundort, z.B. LAGUNA DE JELI, CHICLANA DE LA FRONTERA [ES60] Cádiz


Die scheinbar abstrakten Zahlen können doch eine Menge über das Leben des Storchs erzählen, z.B. Hochstadt* (DECR, TK6715) 1999-94 1.6.2006 Wiesbaden-Schierstein, Wasserwerk* [DEED, TK 5915)

Dieser Storch wurde also im Jahr 1999 im Bereich Hochstadt (Queichwiesen) geboren und im Alter von 7 Jahren auf dem Gelände des Wasserwerks Wiesbaden-Schierstein gesund abgelesen. Wer in der Liste in der Zeile eins vorher schaut, der wird eine zweite Ablesung dieses Storchs entdecken: 2.9.2000 V.R.S.U. LOS BARRIOS [ES60] Cádiz

Dieser einjährige Storch wurde also Anfang September bei Cadiz abgelesen, bis zu seiner nächsten Sichtung im Jahr 2006 vergingen 6 Jahre! Wo war er da? Wir wissen es nicht. Platz genug für StorchenReise-Phantasien...




Jungstorch-Patenschaft übernehmen?

Wenn Sie Interesse für eine Patenschaft eines Bornheimer Jungstorchs aus einem der Kameranester haben, dann schauen Sie bitte in den nächsten Tagen ins Nest-Telegramm bzw. auf die Kamera-Webseite. Hier finden Sie dann alle weiteren Infos! Bald tritt der Nachwuchs das Jahrgangs seine große Reise in den Süden an, die Übernahme einer Patenschaft ist auch die Hoffnung eines gesunden Wiedersehens. Mit einer angemessenen Spende für eine Patenschaft unterstützen Sie unsere umfangreiche Projektarbeit.

Wir haben es noch nie an die große Glocke gehängt: neben dem nachhaltigen und erfolgreichen Einsatz z.B. für die Reaktivierung der Wässerwiesen gehört auch die Versorgung/der Unterhalt der größten rheinland-pfälzischen Auffang- und Pflegestation für verletzte Weißstörche seit vielen Jahren zu unserer Arbeit. Wir konnten schon viele Dutzend geheilter Wildstörche wieder in die Freiheit fliegen lassen (nach Flügelbruch etc.), ebenso gehört die Versorgung von Storchen-Waisenkinder zu unseren regelmäßigen Aufgaben (siehe z.B. dieser aktuelle Fall), die wir dann auf die Auswilderung an einem abgelegenen Ort außerhalb Bornheims vorbereiten. Diese Pfleglinge ziehen dann zusammen mit den anderen Jung-Wildstörchen der Region frei in den Süden ab.
Es fallen alljährlich ganz erhebliche Futterkosten an, für die wir ohne staatliche Förderung aufkommen müssen. Auch das soll hier mal kurz Erwähnung finden...

EU klagt gegen Deutschland wegen unzureichender Ausweisung von Vogelschutzgebieten

Schuch: "Rheinland-Pfalz muss endlich Rechtssicherheit schaffen".

Mainz/Brüssel – Der NABU hat die heutige Entscheidung der EU-Kommission begrüßt, wegen der immer noch unzureichenden Ausweisung von EG-Vogelschutzgebieten in Deutschland den Europäischen Gerichtshof (EuGH) anzurufen. Das Verfahren 2001/5117 geht auf eine Beschwerde des NABU zurück, der detailliert nachgewiesen hatte, dass mehr als die Hälfte der Bundesländer ihre Verpflichtungen immer noch nicht vollständig erfüllt haben. Bereits im Jahr 1979 hatten sich die Mitgliedstaaten der EG mit der einstimmig verabschiedeten EG-Vogelschutzrichtlinie verpflichtet, die für bedrohte Vogelarten wichtigsten Schutzgebiete auszuweisen. Dies sollte eigentlich bis 1981 abgeschlossen sein. „In Rheinland-Pfalz ist die Ausweisung von EU-Vogelschutzgebieten bis heute nicht hinreichend erfolgt“, sagte der rheinland-pfälzscihe NABU-Vorsitzende Siegfried Schuch. Dies zeige die gemeinsame Analyse der rheinland-pfälzischen Naturschutzverbände BUND, GNOR und NABU eindeutig auf (gemeinsame Presseerklärung der Verbände vom 26. Juni 2007).

Laut Klageschrift der EU-Kommission haben vor allem Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Baden-Württemberg ihre Pflichten immer noch nicht erfüllt, während andere Länder wie z.B. Brandenburg und Sachsen in den letzten Jahren etliche Vogelschutzgebiete nachgemeldet haben. „Wer aus vermeintlicher Rücksichtnahme auf Landwirtschaft, Straßenbau oder Industrie die Ausweisung der Gebiete blockiert, hat die Richtlinie und die bisherigen Urteile des EuGH immer noch nicht verstanden“, so Schuch. Erst die Ausweisung der Schutzgebiete für das Schutzgebietsnetz „Natura 2000“ schaffe Planungs- und Rechtssicherheit für Landnutzer, Kommunen und Industrie.

„Deutschland hat sich verpflichtet, EU-Recht umzusetzen und das Artensterben bis zum Jahr 2010 zu stoppen. Die bisherigen Analysen zeigen deutlich, dass „Natura 2000“ mit den Vogelschutz- und FFH-Gebieten dazu einen entscheidenden Beitrag liefert - ohne die wirtschaftliche Entwicklung zu verhindern“, so der NABU-Vorsitzende.

Gerade im Vorfeld der UN-Vertragsstaatenkonferenz der „Konvention über biologische Vielfalt“ (CBD) im Mai 2008 in Bonn muss Deutschland seinen Beitrag zur Erhaltung der bedrohten Vogelarten leisten. Dazu müssten in Rheinland-Pfalz die wichtigsten Lebensräume für Rotmilan, Schwarzstorch, Rauhfußkauz, Steinschmätzer und Eisvogel als EU-Vogelschutzgebiete ausgewiesen werden. „Wer dies nicht tut, darf sich nicht wundern, wenn er von der EU-Kommission vor dem EuGH verklagt wird“.

Zur Abwendung dieser Klage bieten die rheinland-pfälzischen Naturschutzverbände BUND, GNOR und NABU dem Land Rheinland-Pfalz ihre Gesprächsbereitschaft an.

Mittwoch, 27. Juni 2007

Pappel im Sturm umgestürzt, 3 Jungstörche gerettet

Am 30. Mai wurde durch eine Sturmboe am Illinger Altrhein bei Raststatt (Baden-Würtemberg) eine Pappelruine gefällt, auf der seit dem Orkan Lothar ein Storchenpaar seine Heimat gefunden hatte. Der morsche Stamm kippte samt den 5 Jungstörchen am Altrheinufer um.

Ein Jungstorch war leider tot, drei konnten gesund geborgen werden, der fünfte Storch blieb leider trotz intensiver Suche verschollen. Die Altstörche konnten sich noch in Sicherheit bringen.

Klickbilder: das verunglückte Nest mit den Jungstörchen und Eindrücke von der Rettungsaktion mit Holzkahn...








Nach der vorübergehenden Unterbringung bei der privaten Vogelhilfe von Pierre und Verena Fingermann kamen die drei Überlebenden in eine abseits gelegene Pflegestation der Aktion PfalzStorch, wo wir sie auf ihre Auswilderung vorbereiten.


Klickbild: das betroffene Storchenpaar auf Nahrungssuche



Klickbilder: hier war das Nest auf der Pappel noch in Ordnung...

Die Bilder wurden uns freundlicherweise von Rainer Deible zur Verfügung gestellt.

Dienstag, 26. Juni 2007

Stairway to Heaven No3


Klickbild: Typisch für diese Altersstufe: vor dem ersten Flug stehen unzählige Hochsprungübungen auf dem Programm der Jungstörche, teils geht es vier, fünf oder gar noch mehr Meter in Richtung Himmel. Bei dem heute zum Teil sehr böigen, teils sogar stürmischen Wind kein gefahrloses Unterfangen! Besonders das Landen muss sehr gut geübt werden, ein Fehltritt und Absturz vom Kirchendach hätte fatale Folgen!


Es genügt nicht, fliegen zu wollen, man muß auch die Landung mit einplanen
© Brigitte Fuchs, (*1951), Schweizer Autorin, Lyrikerin, Sprachspielerin; siehe auch www.brigittefuchs.ch

Gänsegeier über der Pfalz: Hungerflucht wegen geänderten EU-Vorschriften

Shortlink: http://tinyurl.com/2gb7x6

In der Überschrift des Nest-Telegramms haben wir's angedeutet: "Kurznachrichten rund um die NestKameras der Aktion PfalzStorch - und hin und wieder ein Blick über den Nestrand hinaus." Heute ist es mal wieder soweit: ein Blick über den thematischen Tellerrand ;-)

Jeder, der schon einmal im Südwesten Spaniens (z.B. Extremadura) unterwegs war, sieht die faszinierenden Thermik-Großsegler meist mehrmals täglich: Weißstörche, Gänsegeier und Mönchsgeier. Hin und wieder kreisen sie sogar gemeinsam im Aufwind. Durch drastisch geänderte EU-Hygienevorschriften geraten immer mehr Geier in Not und auf der Suche nach Nahrung kommen sie als Hungerflüchtlinge auch in unsere Breiten. Die Situation ist für die fliegenden "Gesundheitspolizisten" bei uns allerdings noch wesentlich schlechter als im Süden Europas, etliche Geier wurden schon vollkommen geschwächt aufgefunden.

Aktuell gibt es in Deutschland wie schon 2006 zahlreiche Sichtungen von Geiern (meist Gänsegeier). Schon im April waren einzelne Gänsegeier nahe Mainz in Rheinland-Pfalz, im Nordschwarzwald, in Bayern, Schleswig-Holstein und bei Celle in Niedersachsen aufgetaucht. Über 20 Tiere sind Anfang der Woche über Mönchengladbach geflogen, meldeten zwei Vogelkundler am 22. Juni dem "Club 300", einer Ornithologen-Plattform im Internet.

Aus der Pfalz liegen zur Zeit mind. zwei Meldungen vor:

22. Juni: A. Stock und K.H. Stahlheber berichten von 5 Gänsegeiern, die in der Südpfalz beobachtet wurden.
Quelle: http://www.nabu-pflanzen-tiere-rheinland-pfalz.de/

24. Juni: zwei uns persönlich bekannte Beobachter aus Mörzheim (bei Landau/Pfalz) sichten am Vormittag sieben in der Thermik kreisende (Gänse)Geier (mit Spektiv beobachtet).



Gänsegeier: faszinierende Großsegler mit bis zu 2.80 Meter Spannweite



Hintergrund und Ursachenanalyse

Quelle: Strategiepapier des NABU-Bundesverbandes
http://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/vogelschutz/23.pdf
http://www.nabu.de/m05/m05_03/06733.html

Das wiederholte Auftreten von Geiern in Deutschland deutet auf eine "Hungerflucht" hin, da die europäischen Hygiene-Richtlinien in Spanien und Portugal zunehmend umgesetzt werden, wodurch Kadaver in immer geringerem Umfang in der Landschaft verbleiben.

Im Einzelnen sind die zunehmenden Einflüge der Geier vor dem Hintergrund folgender Rahmenbedingungen und Entwicklungen zu sehen:
Seit 2002 verlangt die EU-Hygieneverordnung Nr. 1774 die umgehende Beseitigung von Tierkadavern. In der EU ist die damit aufkommende Problematik für aasfressende Vogelarten schon bald erkannt worden. Mit Entscheidung vom 12. Mai 2003 hat sie daraufhin die Durchführungsverordnung 2003/322/EG erlassen. Diese ermöglicht betroffenen Mitgliedstaaten, zur Sicherstellung der Versorgung aasfressender Vogelarten Ausnahmen zuzulassen. Danach können auch "ganze Körper toter Tiere (...) zur Fütterung gefährdeter oder geschützter Arten Aas fressender Vögel" ausgebracht werden.
Die Gültigkeit dieser Durchführungsbestimmung beschränkt sich allerdings bisher auf die seinerzeit beantragenden Länder Spanien, Portugal, Frankreich, Italien und Griechenland. Diese machen hiervon auch Gebrauch. So hat Spanien erst kürzlich 260.000 Euro in ein Netz von 25 genehmigten Futterplätzen für die kontrollierte Ernährung von Geiern investiert.

Es kann aber davon ausgegangen werden, dass die auf der Durchführungsverordnung beruhenden Maßnahmen den Verlust gegenüber früher in der Landschaft vorhandenen Kadavern bei weitem nicht ausgleichen können. So stehen in der Region Aragonien 1.000 geschlossenen "Muladares" nur 25 wieder aufgemachte gegenüber (HAAS, Vögel 01/07, S. 49).

Folgen der Nahrungsknappheit durch die EU-Hygieneverordnung Nr. 1774
Anhaltspunkte dafür, dass die EU-Hygieneverordnung Nr. 1774 zu Nahrungsengpässen in Geier-Brutgebieten führt, hat unter anderem der spanische BirdLife-Partner SEO festgestellt. Für Geier verfügbares Aas ist demnach großräumig seltener geworden.
Die zunehmende Nahrungsknappheit hat zu folgenden Konsequenzen geführt:

1. Wie erste Zahlen belegen, ist der Bruterfolg des Gänsegeiers in Spanien seit 2003 deutlich zurückgegangen. 2006 ist gebietsweise nur ein Viertel der üblichen Jungenzahl flügge geworden.
2. In den Brutgebieten werden zunehmend entkräftete Geier aufgefunden, die in Pflegestationen versorgt werden müssen. Die in Deutschland ankommenden Vögel leiden ebenfalls unter einem schlechten Ernährungszustand.
3. Es werden Verhaltensänderungen beobachtet wie das vermehrte Auftreten von Geiern an Mülldeponien, das Schädigen lebender Weidetiere, und nicht zuletzt die sehr weiträumigen Suchflüge nach Nahrung.


Fazit:
Die auf Druck südeuropäischer Vogelschützer bereits 2003 erlassene Ausnahmeverordnung reicht bei weitem nicht aus, um den Nahrungsmangel der europaweit geschützten Vögel auszugleichen. Der Hunger treibt die Geier auf Wanderschaft. Doch auch hier werden die Tiere nicht fündig. Aus Sicht des NABU kann den Tieren, die bis nach Süd- und Westdeutschland vordringen, dauerhaft nur durch die Entwicklung von großräumigen Weidelandschaften geholfen werden: Da immer wieder mit Geiereinflügen zu rechnen ist, sollte den Vögeln eine Überlebensperspektive ohne menschliche Zufütterung ermöglicht werden. Eine solche Perspektive böten große Weideprojekte, in denen ganzjährig auf sich gestellte Wildpferde- und Rinderherden die Landschaft durch ihre Weidetätigkeit pflegen und gestalten. Wenn in solchen Weideprojekten Tierkadaver anfallen, könnten diese ein Nahrungsreservoir für die Geier bilden. Natürlich verstorbene Wildtiere würden dann in der Landschaft verbleiben. So etwas ist heute schon in den Niederlanden gegeben, beispielsweise in der großen Weidelandschaft Oostvarderplassen. Eigens bewirtschaftete Geierfutterplätze würde der NABU nur als Übergangslösung befürworten, wenn Aussichten auf die oben genannte Weidebewirtschaftung mit einem natürlicherweise anfallenden Nahrungsangebot bestünden.

Nach Ansicht des NABU sind Bund und Länder gefordert, gezielt Planungen vorzubereiten und zu unterstützen, die der Realisierung solcher Wildnisprojekte dienen. Entwickeln ließen sich solche großräumigen Weidelandschaften zum Beispiel in Nationalparken, auf ehemaligen Truppenübungsplätzen oder in Gebieten des Nationalen Naturerbes - genügend Möglichkeiten also, solche ambitionierten Projekte umzusetzen und dem Geier als Zielart ausgedehnter Weidelandschaften auch hier in NRW wieder ein Überleben zu ermöglichen.

Gleichzeitig seien auf internationaler Ebenen Vertreter der Agrarpolitik, des Veterinärwesens und des Artenschutzes aufgefordert Lösungen für die Hungerflucht der Geier in ihrer Heimat zu finden. Die EU-Hygieneverordnung dürfe nicht, indem sie den Geierbeständen nachhaltig die Lebensgrundlage entzöge, die Ziele der EU-Vogelschutzrichtlinie gefährden, so der NABU in seinem Strategiepapier zum länderübergreifenden Schutz europäischer Geier.

Stairway to Heaven No2



Jeder hat seine eigene Treppe zum Himmel.
Pavel Kosorin, (*1964), tschechischer Schriftsteller und Aphoristiker

Montag, 25. Juni 2007

Kaltfrontdurchgang


Klickbild: Familie Storch gemeinsam in Wind und Regen

Gegen 14.00 Uhr zog in der Südpfalz die Kaltfront durch, die am Montagabend und in der Nacht zum Dienstag auch im östlichen Deutschland teilweise für markante Wetterereignisse sorgen wird. Rückseitig fließt landesweit kühle Luft ein.

==> unsere Wetterseite





Klickbilder:
Abendstimmung über der Rheinebene (aktuelle Bilder, 21.24 Uhr)

65 Tage nach dem Schlüpfen: Jungstorch fliegt die erste Runde!

Heute war's so weit: ein Jungstorch im Nest auf der Storchenscheune hat seinen ersten Ausflug erfolgreich absolviert. Er war von 12.33 Uhr bis 12.53 Uhr unterwegs.


Klickbild: interessiert schauen die Geschwister dem Ausflügler hinterher. Im Bild vorher steht der dritte Jungstorch ganz dicht am Nestrand und seine zwei Geschwister dösen vor sich hin. Als er dann losgeflogen ist, war's mit ihrem Schlaf schlagartig vorbei.


Szenen ca. 15 Minuten vorher:

Samstag, 23. Juni 2007

Gefährliches Leben neben der Straße...

Heute nachmittag konnte man zwischen Zeiskam, Hochstadt und Bornheim zwei Störche auf der Nahrungssuche direkt neben der Straße beobachten, sie waren ca. 1 Kilometer voneinander entfernt.

Die folgenden Bilder verdeutlichen das große Gefahrenpotential, den die Futtersuche neben stark befahrenen Straßen für den Weißstorch bedeutet. Tödliche Kollisionen kommen leider immer wieder vor. Da die StraßenRandstreifen und Böschungen schon viel früher als die meisten Wiesen gemäht/gemulcht werden, bietet dieser Lebensraum zur Zeit wegen der besseren Bodensicht optimale Bedingungen.



1. Storch zwischen Zeiskam und Hochstadt


Hier jagt Adebar zwischen der Einfahrt zum Hortulanushof und der Straße von Zeiskam nach Hochstadt. Nach einer Weile fliegt er auf und wechselt im Tiefflug auf die andere Seite, um auf einem Ackerrandstreifen Nahrung zu suchen.








2. Storch neben der B272 in der Nähe von Bornheim





Stichwort "Mulchen" => interessanter Link

Donnerstag, 21. Juni 2007

Keine Angst vor großen Tieren



Dass Störche gerne Mähmaschinen und anderen bei der Heuernte eingesetzten Geräten folgen, kann man oft beobachten, wie z. B. letzte Woche in den Queichwiesen bei Offenbach (1. Foto). Aber zum ersten Mal seit der Rückkehr des Storches in die Pfalz konnte ich gestern bei Ottersheim 3 Störche beobachten, die von der gerade beginnenden Getreideernte profitieren. Offensichtlich müssen sie erst einmal die Erfahrung machen, dass die Anwesenheit eines solchen bedrohlich wirkenden Monstrums eine Nahrungsquelle bedeutet. Fliehende Kleinsäuger und große Insekten, denen plötzlich die Deckung genommen wird, sind eine leichte Beute. Wenn die Störche dabei Erfolg haben, werden sie in Zukunft schon von weitem Mähdrescher erkennen und sie gezielt anfliegen. Vom ihrem Lernerfolg werden auch die Artgenossen profitieren. Sie können allein an der Anwesenheit mehrerer Störche an einer Stelle erkennen, dass es hier wohl etwas zu fressen gibt. Dieser Effekt ist uns von der Wiesenbewässerung bekannt. Somit spricht einiges dafür, dass sich die hier lebenden Störche gerade eine neue Nahrungsquelle erschlossen haben.

Dienstag, 19. Juni 2007

Wie schwarz sind eigentlich die schwarzen Federn beim Weißstorch?

Scheinbar ist alles so einfach: der Storch hat schwarze und weiße Federn, rote Beine und einen roten Schnabel. Doch wie so oft: die Sache ist komplizierter, wenn man genauer hinschaut:

Das schwarze Gefieder zeigt bei Sonneneinstrahlung ungeahnte Zwischenfarben. Je nach Betrachtungswinkel wirken die Federn mal schwach violett, mal grünlich. Mit einem gut eingestellten Monitor sollte man auf dem folgenden Bild einige dieser Zwischenfarben erahnen können:


Klickbild: im Bereich 1 sehen die Federn leicht violett aus, im Bereich 2 haben sie grünliche Farbtöne, im Bereich 3 wirken sie "normal" schwarz. Mit einer leichten Körperdrehung kann sich das Aussehen aber blitzschnell ändern.


Klickbild: je nach Betrachtungswinkel erscheinen bestimmte Bereiche der schwarzen Armschwingen viel heller.


Die zwei Mechanismen der Farberzeugung bei Vogelfedern

1. Einlagerung von Farbpigmenten
Beispiel: die gelbe Farbe etlicher Finken- und Meisenfedern entsteht durch Einlagerung von Carotinoiden (z.B. Lutein). Die kleinen gelben Federn des Grünspechts erhalten ihre Färbung ebenfalls durch Carotinoide ("Picofulvin").

Interessant ist, dass etliche Carotinoide eine zweite Eigenschaft haben: sie reflektieren stark ultraviolettes Licht! Das hat erhebliche Bedeutung für das Verständnis von Vogel-Gefiederfarben: im Gegensatz zu uns Menschen sind sehr viele Vogelarten nämlich in der Lage, mit einem zusätzlichen Rezeptor UV-Licht bzw. Wellenlängen im nahen UV-Bereich wahrzunehmen. Das hat weitreichende Konsequenzen: ein Vogel, der für unsere Augen scheinbar rein schwarze Federn hat, kann für andere Vögel total anders aussehen, wenn z.B. die schwarze Farbe im ultravioletten Bereich reflektiert. Dadurch ergeben sich ganz andere "Vogelbilder".

Beispiel: das Rotkehlchen hat eine rote Brust ohne Reflektion im ultravioletten Bereich, doch schon der männliche Dompfaff ist für Vögel schon nicht mehr ganz rot, es ist mit UV gemischt, was "Vogelpurpur" genannt wird. Blaue Federn haben fast immer einen UV-Anteil. Es kann passieren, daß die blaue Farbe nur ein winziges Anhängsel ist eines großen UV-Reflexionsgipfels, z.B. beim Elfenlauvogel.
Auch bei grünen Feder gibt es Überlagerungen, doch nur, wenn das Grün physikalisch durch Überlagerung entsteht, siehe 2. Beim Grün des Grünlings ist kein UV dabei, die Farbe hat chemische Ursachen (Pigmente, siehe oben).

2. Farberzeugung durch rein physikalische Effekte ohne zusätzliche Farbpigmente (z.B. durch Interferenz)

Die blaugrünen Schillerfarben des Eisvogels werden z.B. durch hochkomplexe, sehr regelmäßig angeordnete Microstrukturen in der Feder erzeugt. Hohlräume von ca. 168 Nanometer wechseln sich mit Keratinstäben von ca. 85 nm Dicke ab. Vereinfacht gesagt: die Größenverteilung dieser Strukturen ist für die unterschiedlichen Farben verantwortlich. Die Schillerfarben von Vogelfedern entstehen durch optische Interferenz an regelmäßig unter der Federoberfläche angeordneten dünnen Schichten. Regelmäßige Wiederholungen der Schichtungen erzeugen schmalbandige Farben hoher Intensität. Die wahrgenommene Farbe ändert sich mit dem Betrachtungswinkel. Ein weiteres Beispiel für diese Art von Farben sind die metallisch glänzenden Schillerfedern am Hals der Taube. Das Reflexionsspekturm dieser Federn weist vier Maxima auf, die sich in Abhängigkeit vom Betrachtungswinkel im Spektrum verschieben.

Genauso wird auch der dunkel violette Metallglanz der Rauchschwalbe erzeugt.

Den so erzeugten Farben ist gemeinsam, dass man sie nicht als "Farblösung" aus der Feder extrahieren kann (im Gegensatz zu Farben, die auf echten Pigmenten beruhen).


Das Schwarz des Weißstorchs

Zum Thema zurück: wie schwarz sind die schwarzen Federn des Storchs? Eine genaue Untersuchung darüber ist mir leider nicht bekannt. Folgendes Szenario ist aber recht wahrscheinlich: nach dem Artikel "Ultraviolet signals in birds are special" (pdf-Dokument) ist davon auszugehen, dass Störche einen vierten Farbrezeptor haben, der als "VS-cone" bezeichnet wird. Er dürfte sie befähigen, sehr feine Farbnuancen im Bereich zwischen reinem UV-Licht und Blau wahrzunehmen (violett-sensitiver Sensor).
Zitat: "In the Passeriformes and Psittaciformes, the four cone types are generally classied as ‘UV-sensitive’ (UVS), ‘short-wavelength sensitive’ (SWS), ‘medium wavelength sensitive’ (MWS) and ‘long-wavelength sensitive’ (LWS). In the Anseriformes, Ciconiiformes, Columbiformes and Galliformes, the UVS cone is replaced with a ‘violet sensitive’ (VS) cone."

Erwähnt werden kann in diesem Zusammenhang das extreme Farbspiel im Gefieder des Schwarzstorch, der eigentlich besser Buntstorch heißen sollte ;-)

Jeder der einmal das Vergnügen hatte, ihn aus der Nähe zu sehen, wird verstehen was ich meine: Oberseite, Kopf, Hals und Vorderbrust sind metallisch glänzend schwarz, das Gefieder schillert je nach Lichteinfall aber metallisch grünlich, purpurn, aber auch kupferfarbig. Äußerst beeindruckend. Alle diese Farben werden nicht durch Pigmente erzeugt, sondern nur durch physikalische Effekte (siehe Punkt 2 oben).

Eigentlich höchste Zeit, die Gefiedereingenschaften des Weißstorchs mal ganz genau zu untersuchen, eventuell kann man noch einige Geheimnisse entdecken! Ob es sich beim Weißstorch jedoch so verhält wie z.B. bei der Blaumeise ist ungewiß: für das menschliche Auge ist das Gefieder männlicher und weiblicher Blaumeisen vollkommen gleich. Erst wenn man die Farbeigenschaften im ultravioletten Bereich untersucht, kann man große Unterschiede sehen: die Männchen tragen im Kopfbereich Federn, die stark im Ultraviolettbereich reflektieren. Meisen sehen daher sofort, ob sie es mit einem Männchen oder Weibchen zu tun haben, während wir als uv-farbenblinde Kreaturen nur raten können. Ein Mitarbeiter der Meisen-Forschungsgruppe sagte mal sinngemäß: eigentlich müßte die Blaumeise Ultraviolettmeise heißen, da es ihre markanteste Gefiederfarbe ist.


Fazit: mit recht hoher Wahrscheinlichkeit sieht ein Weißstorch beim Betrachten eines Artgenossen sehr viel mehr Farbnuancen im Gefieder, als wir es überhaupt erahnen können. Vor allem in Wellenlängen knapp unterhalb von 400 nm (violett) bis knapp an den UV-Bereich könnten sich Weißstörche in einer für uns nicht bemerkbaren Farbenpracht sehen. Wäre toll, wenn das mal genauer erforscht würde!


Recherchequelle u.a.:


Emanuel Finger: "Physikalische und chemische Grundlagen der Farben von Vogelfedern und das ins UV erweiterte Farbensehen der Vögel"

Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) der Naturwissenschaftlichen Fakultät III - Biologie und Vorklinische Medizin der Universität Regensburg


Vorgelegt von Emanuel Finger aus Ihrlerstein 1993 bei Prof. Dr. Klaus Lunau


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Wir alle sehen ja nur, was wir sehen können.
Kurt Tucholsky, (1890 - 1935); Pseudonyme: Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger, Ignaz Wrobel, deutscher Schriftsteller und Journalist, Literatur- und Theaterkritiker der Zeitschrift »Die Schaubühne«

Man sollte nicht immer danach urteilen, was man sieht.
Jean Baptiste Molière, (1622 - 1673)

Nest Neupotz

Bilder des Neststandortes Neupotz (15 km südöstlich von Bornheim):



Die Aufnahmen entstanden während der Beringung am 15.6.2007. Unkommentierte Webcambilder werden ==> HIER übertragen.

Sonntag, 17. Juni 2007

Video: Angriff auf Jungstorch

Das Bildmaterial sah ja schon heftig aus (hier oder hier), aber dieser kurze Videoclip gibt eine noch viel intensivere Vorstellung davon, wie der Angriff auf die Jungstörche auf dem Dach der evangelischen Kirche ablief.

==> Videoclip: Angriff auf Jungstorch

Am Anfang der Szene ist deutlich zu erkennen, dass der Jungstorch versucht, sich mit dem Angreifer anzulegen. Gar keine gute Entscheidung, denn jede Gegenwehr provozierte bestimmt weitere Attacken... Und die Angreifer waren definitiv grenzenlos überlegen.
Es scheint, als ob die Altstörche mittlerweile wieder öfters Nestwache halten.




Vielen Dank an Nina, die uns mal wieder den mxpeg-Clip samt Ton konvertiert hat!

Wer hoch fliegt, sieht weiter


Klickbild: Training, Training, Training, Training, Training, Training, Training, Training...




Mit dem Fliegen warte, bis dir Flügel wachsen!
Sorbisches Sprichwort

Samstag, 16. Juni 2007

Libellenexkursion

Eine Veranstaltung des NABU Bellheim

Sa 23.06.07,13:30 Uhr
Treffpunkt: Parkplatz vor dem Hotel Zeiskamer Mühle
Die Zeiskamer Mühle liegt zwischen Zeiskam und Bellheim.

Dauer: ca. 2,5 Stunden, Rucksackverpflegung empfehlenswert
Referent: Klaus Weiß



Den Kamerabeobachtern ist die Zeiskamer Mühle sicher noch gut durch die Nestübertragung im letzten Jahr in Erinnerung. Die Exkursion gibt mit dem Themenschwerpunkt Libellen mal einen ganz anderen Einblick in den Lebensraum Wässerwiesen mit seinem umfangreichen Grabensystem. Am Treffpunkt besteht für die Teilnehmer eine gute Gelegenheit, die zwei Jungstörche auf dem "AusweichNest" zu bewundern...

Der NABU Bellheim ist Mitglied der Aktion PfalzStorch.

Nest am Sportplatz

Hier mal wieder aktuelle Bilder der vier Jungstörche vom ehemaligen Kameranest B3:

Freitag, 15. Juni 2007

Endlich...

konnten wir die Ringnummer vom männlichen Brutstorch auf dem Kirchendach ablesen...

Geburtsjahr und Geburtsort: 2004 in einem Nest in Wiesbaden-Schierstein.

Donnerstag, 14. Juni 2007

Neue Videos von den Kameranestern

Über YouTube kann man wieder zwei neue Videoclips anschauen, bitte Ton einschalten!

Evangelische Kirche:
http://www.youtube.com/watch?v=OKV_-VFapgY

Storchenscheune:
http://www.youtube.com/watch?v=ewUHHN8LLeE

Mittwoch, 13. Juni 2007

Zwei Fremdstörche attackieren die Jungstörche!



Die zwei unteren Bilder: mit dem "Mut der Verzweiflung" versucht sich einer der Jungstörche gegen den überlegenen Angreifer zu wehren!

Heute vormittag kam es noch schlimmer für die drei Jungstörche auf dem Dach der evangelischen Kirche: von 10.46 Uhr bis 11.24 Uhr (Angriffsbeginn fast auf die Minute zur selben Zeit wie am Montag) erschienen zwei Fremdstörche und gingen meist äußerst aggressiv gegen die drei Jungen vor.

In den Bildern sind neue Verletzungen bei den Jungstörchen zu erkennen, vor allem im Kopfbereich. Da die Kamera zur Zeit des Angriffs einen Videoclip aufgenommen hat, kann man anhand der "bewegten Bilder" jetzt eindeutig sagen, dass diese Angreifer das Potential haben, die drei Jungstörche ernsthaft zu verletzten! Im Gegensatz zum ersten Vorfall haben sich diesmal nicht alle Jungstörche nach einigen Minuten kampflos ergeben, mind. einer der Drei hat geradezu "heldenhaft" (um mal diesen menschlichen Ausdruck zu bemühen) versucht, sich zu wehren! Es kam teilweise zu kampfartigen Szenen, wegen der geringeren Körpergröße und vor allem der kürzeren Waffe (Schnabel) sind alle Verteidigungsversuche leider vollkommen zum Scheitern verurteilt! Wir werden versuchen, den Videoclip bei YouTube hochzuladen.

Nach den vorliegenden Bildern und dem Videoclip ist klar, dass die Angreifer ihren gefährlichen Schnabel mit der Absicht einsetzen, die Jungstörche ernsthaft zu verletzten. Das ist kein Spiel, sondern blutiger Ernst...

Es besteht der ernsthafte Verdacht, dass die Angreifer zwei Nichtbrüter aus Bornheim sind, die sich wohl zu spät als Paar fanden und denen extra ein neues Nest zur Verfügung gestellt wurde. Jetzt kommen sie auf "dumme Gedanken" (sie werden offenbar keine eigenen Jungen mehr großziehen) und treten nicht nur als Störer, sondern als ernsthafte Aggressoren auf, welche die drei Jungstörche übel verletzten können! Ich habe am späten Nachmittag beide in der Nähe der Storchenscheune angetroffen, es handelt sich um einen links oben ELSA-beringten Storch und einen unberingten Storch (genau wie die Angreifer!).

Die einzige Hilfe für die Jungstörche hoch oben auf dem Kirchendach besteht wohl darin, dass ein Elternteil auf dem Nest bleibt!

Dienstag, 12. Juni 2007

Große Flügel und große Sprünge



Die Entwicklung der Federn beim Nachwuchs auf dem Dach der Storchenscheune ist fast abgeschlossen. Immer öfters sieht man den Nachwuchs beim Stärken der Muskulatur, die Flügel werden ausgebreitet und kräftig geschwungen und immer mehr kommen auch Sprungversuche dazu.


Klickbild: wer irgendwann fliegen will, der muß zuerst große Sprünge machen. Die Pfeile zeigen, dass die großen Handschwingen an ihrer Basis allerdings noch teilweise in ihrer hohlstabartigen Umhüllung stecken, das Wachstum ist noch nicht abgeschlossen. In Kürze dürfte dann die Entwicklung weitgehend fertig sein und die heiße Phase des Flugtrainings geht los. Innerhalb der nächsten drei Wochen dürfte mit ziemlicher Sicherheit der erste kleine Flug stattfinden, wenn alles glatt geht...

Wir drücken die Daumen für alle Jungstörche!