Zuerst die schlechte Nachricht: Der durchschnittliche Bruterfolg der rheinland-pfälzischen Störche war in diesem Jahr etwas schlechter als in den vergangenen Jahren. Mit 2,0 flügge gewordenen Jungvögeln pro Brutpaar gilt der Bruterfolg aber immer noch als bestandserhaltend.
Die Gründe für den eher mäßigen Bruterfolg sind noch nicht abschließend untersucht. Neben der nun erhöhten Storchendichte kommen die Wetterbedingungen und damit zusammen hängend die Nahrungsbedingungen in Frage:
Der Mai machte den Störchen mit langen Regenperioden und im Vergleich zu den Vorjahren niedrigeren Durchschnittstemperaturen zu schaffen, der Juni mit einigen heftigen Unwettern.
Nässe und Kälte im Nest führen erfahrungsgemäß zu erhöhter Sterblichkeit der Jungvögel.
Je besser die Nahrungsbedingungen, desto größer ist die Chance für die Jungen, solche Schlechtwetterperioden zu überleben.
Aber gerade die Nahrungsbedingungen sind oft wetterabhängig. Wechselfeuchte Verhältnisse sind zwar ideal für die Nahrungstiere der Störche, aber das unbeständige Wetter führte auch dazu, dass die Landwirte an vielen Orten ihre Wiesen erst sehr spät mähen konnten. In hohem Gras können Störche aber nicht genug Nahrung finden, gerade in einer Zeit, in der die Jungen am meisten Nahrung brauchen. Zusammen mit der belastenden Situation im Nest (Nässe und Kälte) verringert dies die Lebenschancen der Jungen. Dies dürfte für den Tod etlicher Jungvögel im Mai und Juni verantwortlich gewesen sein.
Aber jetzt die gute Nachricht: Der rheinland-pfälzische Bestand hat weiter zugenommen, um rund 10% auf 90 Brutpaare. Sie haben 177 Jungstörche erfolgreich groß gezogen. Vergleichswerte mit früheren Zeiten liegen leider nicht für das ganze Bundesland, sondern nur für die Pfalz vor. Die 77 pfälzer Brutpaare sind zwar noch weit von den 180 entfernt, die bei einer Erhebung im Jahr 1904 ermittelt wurden, aber keine Bestandsermittlung danach hat den diesjährigen Rekordwert erreicht!
Vgl. http://www.pfalzstorch.de/fileadmin/downloads/pfalzstorch2010_1_KUrier.pdf
Die Gesamtliste der Neststandorte ist unter http://www.pfalzstorch.de/fileadmin/downloads/Report_Bilanz_2010-09-15.pdf zu finden.
Die Maßnahmen der vergangenen 15 Jahre zur Wiederansiedlung und Lebensraumverbesserung sind also auf fruchtbaren Boden gefallen. Bundesweit ist der Weißstorch allerdings wieder auf dem Rückzug. Es wird entscheidend darauf ankommen, die Lebensräume zu erhalten und weiter zu verbessern und die Gefahren zu verringern (mehr als ein Dutzend Störche starb in diesem Jahr an Stromleitungen!).
Die Jungstörche sind zum größten Teil bereits Anfang August nach Süden gezogen, die Altstörche verschwanden nach und nach in den letzten beiden Wochen. Hier und da taucht noch ein einzelner Storch an einem der Kameranester auf. Ob sie versuchen, hier zu überwintern oder eben doch noch wegziehen, wird sich zeigen. Jedenfalls bleibt zu hoffen, dass die Störche im Frühjahr wieder heil aus ihrem Winterquartier zurückkommen.