Traurige Zwischenbilanz
2012 wird wohl wieder ein sehr erfolgreiches Storchenjahr. 134 freifliegende Brutpaare mit 312 Nachkommen, kaum Verluste durch schlechtes Wetter. Leider verlieren wir jedes Jahr noch viel zu viele Störche durch Stromtod. Störche suchen Strommaste als Ruhe- und Schlafplatz auf. Besonders attraktiv, aber auch besonders gefährlich sind die Masten der Mittelspannungsnetze. Dabei kommt es immer wieder zu Todesfällen durch Kurz- oder Erdschluss. Durch Kollision mit der Leitung verletzen sich Störche, teilweise so stark, dass sie sterben.
Auch für andere Großvögel, wie Eulen und Greifvögel ja sogar krähengroße Vögel stellen die Masten eine erhebliche Todesquelle dar.
Deswegen hat der Gesetzgeber im Jahre 2002 ein Gesetz verabschiedet, dass die Tiere vor dem Tod am Mittelspannungsmast schützen soll. Die Betreiber der Netze werden darin verpflichtet Ihre Einrichtungen so zu verändern, dass sie keine Gefahr mehr für Großvögel darstellen. Die Energieversorgungsunternehmen haben für die Umsetzung eine Frist von 10 Jahren bekommen. Am 31.12.2012 läuft diese Frist ab. Die detaillierte Beschreibung der Schutzmaßnahmen und Ihre Umsetzung ist in der Anwendungsregel "VDE-AR-N 4210-11:2011-08" beschrieben. Diese wurde zum 01.08.2012 überarbeitet und ist für alle Netzbetreiber verbindlich.
Die Aktion PfalzStorch hat deswegen Kontakt mit dem Hauptnetzbetreiber in der Pfalz –den Pfalzwerken – aufgenommen. Wir haben jährliche Gespräche zur Situation vereinbart. In den Gesprächen und auch unterjährig bringen wir unser Wissen über die Biologie und das Verhalten der Störche ein. Auch unsere Erfahrungen aus Feldbeobachtungen mit den Schutzeinrichtungen teilen wir den Pfalzwerken mit.
Sitzprofile sollen die Tiere davon abhalten, sich in gefährlichen Bereichen der Maste niederzulassen. Die Befestigungsstäbe dieser müssen laut Anwendungsregel nicht-leitend sein. Die Pfalzwerke verwendeten in der Vergangenheit leitende Gewindestäbe als Befestigung. Das Fatale daran ist, dass so eine Schutzeinrichtung zur Todesfalle werden kann. Steht ein Storch auf einer stromführenden Abspannklemme – was Störche sehr gerne tun - und streckt ein Bein oder einen Flügel aus, so kommt es zum Erdschluss. Der Storch stirbt. Wäre die Befestigung nicht-leitend, lebte der Storch noch.
In unserem jährlichen Gespräch 2012 haben wir die Pfalzwerke darauf aufmerksam gemacht. Leider mussten wir feststellen, dass die Pfalzwerke aktuell immer noch leitende Befestigungen für Sitzprofile verwenden.
Für uns eine herbe Enttäuschung, da wir der Meinung waren, dass diese Gefahr zumindest bei Erneuerung oder Neubau beseitigt sei. Wir sind deswegen aktuell in Kontakt mit den Pfalzwerken und tun alles in unserer Macht stehende, um diese Gefahr für den Storch zu beseitigen.
Die Zahlen der stromtoten Störche sprechen auch dieses Jahr wieder eine deutliche Sprache. Bis Mitte August beklagen wir 13 stromtote Störche und 2 schwerverletzte Tiere.
Wir gehen von einer nicht unerheblichen Dunkelziffer aus, da die Kadaver der Störche von Aasfressern innerhalb von wenigen Tagen beseitigt werden. Dafür spricht auch ein Todfund in den Niederwiesen von Offenbach – nicht in unmittelbarer Nähe eines Strommastes, aber mit eindeutigen Strommarken (Zeichen einer elektrischen Durchströmung). Er konnte sich wohl trotz schwerster Verletzung noch vom Mast entfernen, wo er dann starb. Tiere mit einem solchen Schicksal werden kaum gefunden. Die Saison und damit das Sterben der Störche sind noch nicht zu Ende.
Wolfram Blug Beauftragter der Aktion PfalzStorch für Vogelschutz an Freileitungen
Mittwoch, 22. August 2012
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