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Das Fuchsloch bei Zeiskam (alte Erzählung)
Quelle: http://gutenberg.spiegel.de
Drei Stunden von Germersheim liegt das Dorf Zeiskam, das durch seinen ausgedehnten Gemüse- und Gewürzpflanzenbau ziemlich bekannt geworden ist. Bei diesem Dorf stand ehemals die Burg der Herren von Zeiskam, die so mächtig waren, daß einer von ihnen sogar der Stadt Straßburg die Fehde ansagen konnte. Von einem anderen erzählt man im Dorf die folgende Sage.
Eines Morgens, noch früh im Jahr, kam ein altes Mütterchen aus dem Dorf Zeiskam zu dem Ritter auf die Burg und brachte ihm ein Körbchen mit gelben Rüben zum Geschenk. Der Ritter freute sich nicht wenig darüber, lobte die Schönheit der Möhren und sagte, die Leute im Dorf sollten ja recht viel von diesem trefflichen Gemüse bauen. Für das Geschenk aber möge sie sich selbst eine Gnade ausbitten.
Das Mütterchen benützte die günstige Stimmung des Ritters, um für das ganze Dorf ein gutes Werk zu stiften. Die Zeiskamer hatten nämlich, obwohl damals ebenso die Queich durch ihren Bann floß wie heute, kein Wasser in unmittelbarer Nähe des Dorfes. Daher sagte die Alte: »Herr Ritter, ich würde wohl um eine Kleinigkeit bitten; allein ich habe nicht den Mut dazu. Wenn wir das hätten, so wollten wir aus unseren Feldern Gärten machen.«
»Sprecht, Alte«, ermunterte sie der gutgelaunte Herr. »Ich will gerne Euren Wunsch erfüllen.«
»So gebt uns soviel Wasser, als durch ein Fuchsloch fließt!« bat die Alte.
»Sollt's haben«, entgegnete der Ritter und gab sogleich Befehl, in einen Stein ein Loch von der Größe eines Fuchslochs zu hauen, diesen in das Ufer der Queich einzusetzen und so dem Feld und dem Dorf das nötige Wasser zufließen zu lassen,
Es geschah, und davon schreibt sich ein Teil des Wohlstandes der Gemeinde her. Das Loch am Queichufer heißt noch heutigentags Fuchsloch.
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Entstanden ist daraus der Fuchsbach, der auch für die Wiesenbewässerung unterhalb der Fuchsmühle eine wichtige Rolle spielt.
Restauriert: das "Schwarze Wehr" am Fuchsbach
Hier ein Zeitungstext (Rheinpfalz 2003):
Am Fuchsbach auf den Hochstadter Queichwiesen befindet sich das “Schwarze Wehr”, so genannt, weil es offensichtlich an der Schwarzlach erbaut wurde, einem heute nicht mehr existierenden Be- und Entwässerungsgraben, dessen Funktion späterhin der Fuchsbach übernommen hat. In Hochstadt wird der Name Fuchsbach selten gebraucht, die Hochstadter reden lieber vom “Gräwel”. Diese Bezeichnung deutet daraufhin, dass es sich um einen künstlichen Wasserlauf, also um einen Graben handelt.
Historisch belegt ist, dass anno 1428 Kurfürst Ludwig "Pfalzgraf bey Rheyn in Heydelberg, durch Gnadenakt die Abzweigung eines Flüssleins aus seinem Landwasser Queich verfügte”. Die Abzweigung erfolgte durch einen in das Queichbett eingefügten Stein, der mit einem Durchlass von der Größe eines Fuchsloches versehen war. Dieser Durchlass, der dem Bach seinen Namen gab, besteht auch heute noch. Da der Bach der Gnade des Kurfürsten zu verdanken ist, wurde er in früheren Zeiten auch Gnadenwasser genannt. Das Schwarze Wehr", das vor gut 200 Jahren mit Pfälzer Buntsandsteinquadern auf massiven Eichenbalken mörtelfrei errichtet wurde, hatte in früheren Jahren für die Hochstadter eine hohe wirtschaftliche Bedeutung, weil sie dort ihr Wasser entnehmen konnten, das sie für die Wiesenbewässerung brauchten. Gute Heuernten waren die Voraussetzung für einen gesunden Viehbestand, auf dem der Wohlstand der Hochstadter, insbesondere der Niederhochstadter Bauern beruhte. Das im Laufe der Jahrhunderte entwickelte und auf einer topographisch fast ebenen Fläche funktionierende Be- und Entwässerungssystem darf als Meisterleistung Hochstadter Landwirte bezeichnet werden.
Der Fuchsbach
Im letzten Jahrhundert, als sich auch die Landwirte Hochstadts immer mehr dem Weinbau zuwandten, schwand das Interesse an der Wiesenbewässerung und somit auch am Erhalt des "Schwarzen Wehrs", weil die Viehzucht nur noch von untergeordneter Bedeutung war. Natürlich ging auch an dem einst so wichtigen und schließlich ungenutzten Bauwerk die Zeit nicht spurlos vorbei. Halterungen rosteten durch, Sandsteinquader neigten sich und der Mechanismus aus Getriebe- und Zahnstangen, mit dessen Hilfe der Wasserlauf gesperrt, umgeleitet oder geöffnet werden konnte, funktionierte nicht mehr.
Überraschenderweise wurde in jüngster Zeit das Interesse des Naturschutzes an dem alten Kulturgut geweckt. Die "Aktion Pfalzstorch" und die geplante ökologische Wiederbelebung der Queichwiesen haben der künstlichen Bewässerung des Grünlandes wieder zur Bedeutung verholfen. Der Naturschutzverband Südpfalz e.V. und die Naturschutzgruppe “Die Blaukehlchen” begannen gemeinsam mit der Gemeinde Hochstadt und dem Wasser- und Bodenverband Niederhochstadt damit, das “Schwarze Wehr” wieder funktionsfähig zu machen und von Grund auf originalgetreu zu restaurieren. Unterstützt werden sie von dem Ottersheimer Baugeschäft Achim Kröper.
Die Eichenbohlenbasis bleibt bestehen, die alten Sandsteinquader werden wieder verwendet, die Deckplatte, die bei einer früheren Reparatur aus Beton gefertigt wurde, soll dem Original entsprechend wieder durch eine Sandsteinplatte ersetzt werden. Mit Vollendung dieses Vorhaben und den dann in Abstimmung mit der Landwirtschaft möglichen Bewässerungsmaßnahmen kann den Queichwiesen um Hochstadt wieder ein Stück ihrer Ursprünglichkeit zurückgegeben werden. (op)
Die Restaurierungsarbeiten wurden erfolgreich abgeschlossen und das “Schwarze Wehr” wurde am 1. August 2003 wieder seiner Bestimmung übergeben.
Die Inbetriebnahme erfolgte durch die Landrätin des Kreises SÜW, Theresia Riedmaier (deren “Förderverein zur Pflege und zum Schutz von Natur und Umwelt an der südlichen Weinstraße” auch finanzielle Hilfe leistete), die das neu erstandene Wehr einweihte, indem sie die Staueinrichtung betätigte und das Wasser zur Bewässerung freigab.
Dank der Hilfe von Franz Grimm, Gleisweiler, und Mitgliedern der Gruppe „Blaukehlchen“ konnte das Werk vollendet werden. Die Steinmetzarbeiten übernahm die Firma Hoffmann, Knittelsheim, zum Selbstkostenpreis.
Für die Weißstorchpopulation im Bereich der Queichwiesen hat die Bewässerung jetzt eine fundamentale Bedeutung durch das damit gesteigerte Nahrungsvolumen in Form von Insekten, Würmern und allem, was sich im Wasser der überschwemmten Wiesen einfindet. Damit wird den Störchen ein erheblich verbesserte Möglichkeit geboten, in Zukunft genug Nahrung zu finden und eine stabile Population im Bereich der Queichwiesen zu bilden. Natürlich profitieren auch unzählige andere Arten von dem nun wieder vernässten Grabensystem.
Dienstag, 13. März 2007
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